❗ Inhaltshinweis ❗
fahrlässiger Umgang mit der eigenen Gesundheit
Mit 10 Jahren spürte ich: Ich will niemals Kinder haben.
In diesem frühen Alter erzählte ich der Mutter meiner besten Freundin einmal von meinem "Kinder-Nicht-Wunsch". Sie kommentierte recht trocken, dass nur "der Richtige" kommen müsse und dann wolle ich ganz automatisch viele Kinder haben.
Mit 15 bekam ich meine Menstruation und war entsetzt. Denn ich war biologisch aufgeklärt und wusste, dass es ab jetzt "gefährlich" würde mit dem Schwangerwerden. Mit 17 wählte ich den Mann, mit dem ich meine erste sexuelle Erfahrung erleben wollte, und schleppte ihn zuerst in die Drogerie zum Kondomekaufen (er fand das komisch, aber ich hatte einfach nur Panik vor Schwangerschaft). Mein erstes Mal fand also unter sicheren Bedingungen statt.
Mit 18 zog ich von Zuhause aus, kein Geld, kleines Ausbildungsgehalt, teures WG-Zimmer – und gleichzeitig war ich immer noch hundertprozentig sicher, dass ich definitiv niemals Kinder haben wollte. Ich begann also, ab Ausbildungsbeginn (500 DM monatlich) regelmäßig etwas Geld zur Seite zu legen. Mein Ziel war, im Hintergrund immer 2000 DM für eine Fahrt nach Holland verfügbar zu haben. Damals gab es noch den Kriminalparagraphen 218, und so rutschte mein Kontostand nie unter diese 2000er-Marke – ganz egal, wie gering mein Einkommen in den Ausbildungsjahren gewesen war.
Wenige Tage nach meinem 18. Geburtstag ließ ich mir zum ersten Mal eine Kupferspirale einsetzen und war glücklich, denn ich hoffte, in Kombination mit Kondomen NIEMALS schwanger zu werden.
Wenn ich sexuelle Abenteuer hatte, verschwieg ich konsequent die Existenz der Spirale und erreichte so, dass immer Kondome benutzt wurden. Ohne Gummi mussten die Kerle wieder verschwinden, auch das immer ganz konsequent – aus Angst vor Schwangerschaft und AIDS. Nachträglich betrachtet blieb ich dadurch "safe" – und das in jeder Hinsicht!
Anfang 20 bat ich meinen Gynäkologen um die Sterilisierung, weil ich sehr genau spürte, dass ich weiterhin niemals Kinder haben wollte. Jedoch: keine Chance! SOWAS würde kein Gynäkologe jemals ohne medizinische Notwendigkeit vornehmen. Und überhaupt: Was, wenn ich später einen Kinderwunsch entwickeln würde?? Wie schrecklich!
In meinen frühen 20ern hatte ich zwei aufeinanderfolgende Eierstockentzündungen, die ich absichtlich und ganz bewusst nicht auskurierte. Ich wusste, wenn ich die Antibiotika nicht korrekt einnehmen würde, wären Schäden im Eierstock zu erwarten, die sich dann hoffentlich "negativ" auf die Empfängnisfähigkeit auswirken könnten. Besonders die zweite Entzündung war extrem langwierig und schmerzhaft – aber ich hatte nur den einen Gedanken: bloß keine Kinder und die Hoffnung, meine Fruchtbarkeit dadurch langfristig schädigen zu können (was natürlich mit einem Gesundheitsrisiko einherging – dessen war ich mir absolut bewusst).
Mitte 30 fragte ich meinen Gynäkologen erneut. Er war irgendwie erstaunt über meine Hartnäckigkeit, aber auch beim zweiten Versuch gab es keine Erlösung von einer Fruchtbarkeit, die ich nie brauchte und noch weniger wollte. Ich fühlte mich dann mit 30+ Jahren wirklich sehr fremdbestimmt. Wie alt sollte ich denn noch werden, bevor ich über meine "Familienplanung" endlich selbst bestimmen dürfte???
So wie damals habe ich bis heute keinen einzigen Grund gefunden, warum es Kinder für die Selbsterfüllung braucht? Und gleichzeitig konnte mir das auch niemand plausibel erklären: Warum braucht es überhaupt Kinder (Stichwort Planet u. Überbevölkerung, ökologischer Fußabdruck)? In meiner Vorstellung schränken mich Kinder ein, in meinem Leben, meinem Zeitbudget, meinem Glück, meinen Tätigkeiten und Aufgaben, meinen Leidenschaften. In meinem rationalen Verständnis sah (und sehe) ich, dass eine wachsende Weltbevölkerung den Planeten zerstört.
Aber vor allem verstand ich nie, woher dieser seltsame emotionale Wunsch überhaupt kommen sollte? Warum will frau sich sowas wie Kinder überhaupt zumuten? Ich hatte dieses Gefühl nie!
Mit 37 heiratete ich: einen geschiedenen Mann, der sich in erster Ehe bereits dreimal reproduziert hatte und keinerlei Bedürfnis spürte, noch weitere Kinder in die Welt zu setzen. Perfekt für mich! Niemals musste ich in der Ehe eine überflüssige Kinderwunsch-Debatte führen, was eine echte Erleichterung war und wofür ich meinem inzwischen verstorbenen Mann bis heute dankbar bin.
In der Öffentlichkeit erlebte ich dafür in diesem Alter zwischen 25 und 40 umso mehr Druck.
Um es ganz klar zu sagen: ich hatte keinen Bock auf ständige Rechtfertigungen. Ich wollte nicht permanent in die Defensive geraten – angegriffen von Menschen, die in ihrer Allwissenheit über die "wahre Bestimmung" einer Frau und ihrer unerträglichen Selbstgefälligkeit geradezu badeten. Das ging mir echt zu weit und daher antwortete ich ab einem gewissen Zeitpunkt mit einem weinerlichen Unterton in der Stimme, ich könne leider keine Kinder bekommen (schluchz).
Reaktion immer: BETRETENES SCHWEIGEN!
LOL, genial!
Ach – ich liebte es damals und liebe es bis heute, diesen selbstgefälligen Menschen mit einem einzigen jämmerlichen Satz in ihre beschissene Un-Comfort-Zone zu katapultieren! Die wissen dann nämlich nicht, wie mit Emotionen anderer umgehen. Oft winden sie sich und sind ganz peinlich berührt. Tatsache ist aber: Die sollten von vorneherein besser den Mund halten und sich um ihre eigenen Baustellen und Themen kümmern!
Mit 39 bat ich erneut einen (anderen) Gynäkologen, mich zu sterilisieren – aber keine Chance! Sowas sei unethisch und für einen Arzt nicht zu verantworten. Das war dann übrigens schon 2005! Man glaubt es kaum, aber diese Kontrolle über die Fruchtbarkeit einer anderen Person wird auch Anfang des 21. Jahrhunderts gelebt und umgesetzt!
Irgendwann tauschte ich die Kupferspirale in eine Hormonspirale um, so dass ich insgesamt 33 Jahre lang erfolgreich mit Spiralen verhütete. Jedenfalls habe ich bis in die Menopause hinein keine Kinder bekommen – und dennoch ein vollständig erfülltes, ein mega schönes Leben gehabt!
Nach dem Tod meines Ehemannes traf ich später auf Männer, die entweder aus dem Kinderwunsch-Alter heraus waren oder selbst nie einen Vaterwunsch gehabt hatten. Das entspannte die Situation für mich ganz enorm.
Übrigens: Seit 16 Jahren bin ich Tante von insgesamt 5 Nichten und Neffen, die ich wirklich sehr liebe! Aber jetzt kommt's: Jedes Mal wenn ich sie treffe, weiß ich, dass Kinder nix für mich gewesen wären! Ich liebe diese Kinder zwar aus ganzem Herzen, aber für mich wäre die Mutterrolle einfach falsch gewesen. Ich habe (viele) andere Rollen, die ich im Leben ausfülle, und die ich gut mache. Aber meine damalige Entscheidung, keine Kinder zu haben, war für mich die einzig richtige!
Eigentlich war es keine Kopf-Entscheidung. Es war ein klares Gefühl.
Und heute weiß ich: wie gut, dass ich immer auf mein Bauchgefühl gehört habe. Niemals ließ ich mich von der drängenden und teils übergriffigen Umwelt so sehr unter Druck setzen, dass ich mich doch irgendwie fürs Kinderkriegen hätte breitschlagen lassen.
Jetzt aber, mit sehr glücklichen 57 Jahren, weiß ich, dass jenes Gefühl damals mit 10+ Jahren FÜR MICH das einzig richtige Gefühl war. Diese innere Überzeugung, niemals Kinder haben zu wollen, die hat mich mein ganzes Lebens lang begleitet. Und dieses Gefühl hat mich auch nie getäuscht.
Daher will ich unbedingt alle Frauen (jung oder alt) ermutigen, sich auf ihr Bauchgefühl zu verlassen. Setzt Euch über die Einflüsse aus der Umwelt hinweg und geht nur Euren eigenen Weg! Es lohnt sich am Ende, denn Ihr müsst nur Euch selbst glücklich machen (nicht die anderen)!
Im Übrigen bin ich überzeugt: Kinder verdienen es, gewollt zu werden. Kinder können nur glücklich werden, wenn sie geliebt werden. Und persönlich kann ich mir nichts schlimmeres vorstellen, als eine Mutter zu sein, die tief drinnen spürt, dass sie ihr(e) Kind(er) nicht wirklich wollte! Das wäre für mich unerträglich gewesen.
Ich jedenfalls hatte ein tolles Leben OHNE Kinder. Und ganz wichtig: ohne jedes Bedauern über meine Kinderlosigkeit!
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich selbst war ein sehr geliebtes Kind und zu 100 % gewollt! Zudem hatte ich das große Glück, daß es mein soziales Umfeld zuließ, mich nach meinen eigenen Vorstellungen entwickeln zu können. Meiner starken und selbstbewussten Mutter, meiner eigenwilligen Oma und meiner liebevollen Tante sei Dank! Alle drei Frauen haben mich in meiner Selbstbestimmtheit immer gefördert und unterstützt.
Starke Frauen machen starke Töchter!
Ergänzung von Diana, nachdem wir vom Verein den Inhaltshinweis hinzugefügt haben:
Natürlich ist es sinnvoll, den Hinweis "fahrlässiger Umgang mit der eigenen Gesundheit" zu geben! Das sollte keine Frau nachahmen, und es war in meiner Situation einfach pure Verzweiflung. Daher ja! Alles gut und der Hinweis ist tatsächlich wichtig!
Übrigens: wenn ich meine eigene Geschichte heute wieder durchlese, werde ich erneut unglaublich wütend! Wütend darüber, dass andere sich anmaßen, über mich und meine Lebensplanung zu bestimmen! 😡